Pflasterstrand |
Untertitel: Eine Zeitung der Linksradikalen in Frankfurt (Nr.1); Stadtzeitung für Frankfurt; Metropolenmagazin
Einzeltitel: Sartre (Sonderausg. 1980)
Redaktion: Daniel Cohn-Bendit (v.Red.); Matthias Horx (v.Red.)
Körperschaften: Pflasterstrand-Kollektiv, Frankfurt a.M.
Ort: Frankfurt a.M.
Land: Deutschland
Erscheinungszeitraum: Jg.1 (1976), Nr.0 (Okt.) - Jg.15 (1990), Nr.10 (Okt.)
Erscheinungsweise: vierzehntägig; monatlich
Auflage: 8500 (1980)
Typographie: Offset
Format: DIN A4
Vorgänger: Fuzzy
Nachfolger: Journal Frankfurt
Bemerkungen: Seinem Selbstverständnis zufolge war der Pflasterstrand bei der Gründung eine Zeitschrift der undogmatischen Linken in Frankfurt, d.h. hier der Spontibewegung. In der Nullnummer vom Oktober 1976 heißt es dazu: "Die Zeitung sollte also [...] eine Darstellung und Auseinandersetzung eines Spektrums werden, das von den Makrobioten bis zur Revolutionären Zelle reicht, das unsere Fluchtwünsche und individuellen Schwierigkeiten ebenso aufgreift wie politische Dimensionen, die brutale Repression der Polizei ebenso wie die Selbstrepression unter uns Linken." Demzufolge war insbesondere das erste Jahr seines Erscheinens geprägt von den Auseinandersetzungen innerhalb der linken Szene. Die wenigsten Artikel wurden von der Redaktion selbst geschrieben, sondern waren Betroffenenberichte und Selbstdarstellungen. Nachdem sich der Pflasterstrand seit seiner Gründung durchgängig und schwerpunktmäßig mit Themen zur veränderten politischen Situation (Deutscher Herbst: Schleyer-Entführung, Mogadischu) und deren Auswirkungen auf die linke Bewegung befaßte, markierte die "Sexualitätsdebatte" - begonnen mit Nr.21, Dez. 1977 - eine Verschiebung der politischen Konflikte in den privaten Bereich. Höhepunkt dieser Entwicklung bildete der "Fall Knittel". Als Nachtrag zu einer Sexualitätsnummer erschien in Nr.22 (Jan. 1978) der Artikel von Siegfried Knittel: "Vom Ende der matriarchalischen 'Emanzipations'moral", in dem der Autor mit der Frauenbewegung abrechnet und unter anderem über eigene Gewalttaten gegen Frauen berichtet. Dies brach einen wahren Sturm der Empörung los, der kaum bewältigt werden konnte, so daß in der Folge eine sachliche Berichterstattung in den Vordergrund trat und private Themen ausgespart wurden. Seit Mitte 1978 zeigten sich außerdem zunehmende Professionalisierungstendenzen, die im Umgang mit gewerblichen Anzeigen und dem Abdruck des vollständigen Fernsehprogramms ab Nr.76 (1980) deutlich wurden. Anfang der 80er Jahre erscheint der Pflasterstrand in einer neuen Aufmachung und 1982 wurden feste Redaktionen eingerichtet. Inhaltlich konzentrierte sich das Blatt seit Mitte der 80er Jahre auf die Durchsetzung einer realpolitischen Linie innerhalb der grünen/linken Szene. Nachdem sich 1987 ein Finanzier und Teilhaber gefunden hatte, wurde mit der Nr. 279 (Jan. 1988) entgültig der Abschied vom Kollektiv vollzogen. Als weitere Konsequenz in Richtung Professionalisierung wurde 1989 Bertelsmann finanziell beteiligt. Dieser von vornherein als Experiment angelegte Versuch mußte nach einem Jahr als gescheitert angesehen werden. Die Zeitschrift erschien dann noch bis zur Nr.10 (Okt. 1990) als edel aufgemachtes Metropolenmagazin auf Hochglanzpapier, konnte sich aber bundesweit nicht behaupten.
Nach dieser Nummer wurden die Zeitschriften "Pflasterstrand" und "Auftritt" zu dem Journal "Frankfurt" zusammengelegt, das eines der inzwischen üblichen Stadtmagazine ist.
Repression: Bundesweite Beschlagnahmung der Nr.45 wegen des Artikels "Hunde wollt ihr ewig bellen" von den Revolutionären Zellen.
Reprint: Hunde, wollt ihr ewig bellen... Teilrepr. aus Nr.45. - In: Schwarze Texte, S.63-66
Standort: FES Bonn: 1977 - (L=1977-1978) : SIGN.: Z 1449; LHB Darmstadt: 147/148.1982-228.1986. : SIGN.: Zb 6983; AFAS Duisburg: 2-13.15-21.1977, 22.23a.24-44.1978, 45.1979-277/278.1987, 279/280. 282. 284-287. 289. 301. 302.1988, 306-314. 325/326.1989, 1990 : SIGN.: 85.III.1; SUB Frankfurt a.M.: 1.1976-228.1986. (00=63.1979.) : SIGN.: Zsq 9113 u. Sondernr. 1980. 1982. : SIGN.: Zsq 9113; Köln Archiv: 2.1977 - 308.1989 (mit Lücken); TtE Köln: Nr.0-1, 10, 16, 28, 39, 44, 46, 49, 52, 56, 59, 76, 82, 86-87, 91, 93-98, 100, 102-103, 105, 107-108, 110-112, 114, 119-120, 134-138, 140-144, 147/148-151, 153-172, 176, 189 (z.T. beschädigt), Extra Nr.1 (zu AKW, 1977), Sondernr. J.P. Sartre u. Palästina (Sept. 1982); DBZ Stuttgart: 1977 - 1990 (L) : SIGN.: Dz 793
ZDB-Ident.: 968452
Literaturhinweise: Now, Carl Ha [d.i. Hartmut Barth-Engelbart]: C'est la vie oder was sind wir doch für Schweine geworden. Nachruf auf den Pflasterstrand. - In: Verzeichnis der Alternativmedien 1991/92, S.45-54; Gewaltfreier Anarchismus, S.33; Horn, Stephanie: Abschied vom Kollektiv. Der Frankfurter PflasterStrand. Frankfurt a.M.: Brandes u. Aspel, 1989. 114 S. (Wissen & Praxis Nr. 20); Hübsch: Alternative Öffentlichkeit, S.103; Jenrich, S.204; Projekt Gedächtnis, S.98; Scheerer: Deutschland, S.286; Schwarze Texte, S.40; Weichler: Gegendruck, S.166; 10 Jahre Archiv, S.12; 20 Jahre radikal, S.25, 185-186
Bibliographien: Deutschsprachige Bibliographie der Gegenkultur, S.94; Eberlein (1996), Nr.23695; Jenrich, Nr.247; Rösch-Sondermann, S.119
Publikationsform: Zeitschrift, Stadtzeitschrift
Libertärer Bezug: Spontibewegung; anarchistische Tendenzen
Bearbeitungsstand: 14.07.2001
(c) Projekt DadA, Libertad Verlag Berlin, Köln & Potsdam 2001
No comments:
Post a Comment